Sport als Quelle der Lebensfreude

Sport macht Spaß, weckt neue Lebensgeister und verschafft Erfolgserlebnisse. Davon profitieren Menschen mit Mukoviszidose ganz besonders. Körperliche Betätigung ist für ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit enorm wichtig. Wer sich hingegen nur wenig bewegt, gerät bei körperlicher Anstrengung rasch außer Atem und muss meist vermehrt husten.

Viele CF-Patient*innen nehmen deswegen irrtümlich an, körperliche Betätigung sei für sie schädlich. Infolgedessen vermeiden sie sportliche Aktivitäten, was ihre Leistungsfähigkeit sukzessiv verschlechtert. Diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen, denn Sport in Maßen fördert auch bei CF-Patienten die Gesundheit.
 
Wer sich damit schwer tut, sollte sich einer Gruppe anschließen. Schließlich macht Sport in netter Gesellschaft eindeutig mehr Spaß! Zahlreiche Studien belegen die positive Wirkung von sportlicher Betätigung bei Mukoviszidose-Patient*innen. Die körperliche Leistungsfähigkeit nimmt zu, die Atemwege reinigen sich und die Lungenfunktion bleibt länger erhalten.
 
Diverse Untersuchungsergebnisse geben Hinweise darauf, dass körperliche Aktivität positiven Einfluss auf den Ernährungszustand, den Zuckerstoffwechsel und die Knochendichte hat und darüber hinaus sogar die Infektanfälligkeit verringert.
 
Selbst bei Mukoviszidose-Patient*innen, die wegen Krankheitsschüben in einer Klinik behandelt werden mussten, zeigten sich die Vorteile bei Untersuchungen deutlich: Während zwei Drittel der Patient*innen fünf Trainingseinheiten pro Woche mit Ausdauer- oder Krafttraining absolvierten, betrieb ein Drittel gar keinen Sport.

Bei den Trainingsteilnehmern nahmen die Ausdauerleistung und die Lebensqualität deutlich zu. Die Messwerte der Lungenfunktion besserten sich durch Krafttraining noch deutlicher als durch Ausdauersport. Dieser Effekt hielt auch über einen längeren Zeitraum an. Bei der Kontrollgruppe hingegen schwand die Kondition während des stationären Aufenthalts in der Klinik. Zum Zeitpunkt der Entlassung waren sie sogar weniger fit als bei der Aufnahme ins Krankenhaus.

Sport und Mukoviszidose – Mögliche Risiken

Der Nutzen von Sport übersteigt die Risiken bei Weitem. Dennoch sollten sich Sportler*innen mit Mukoviszidose über mögliche Komplikationen bewusst sein: Die Sauerstoffsättigung im Blut kann bedenklich weit absinken, gelegentlich kommt es zu Flüssigkeitsmangel und Salzverlust oder unter Umständen sogar zu Asthmaanfällen, Bluthusten oder Herzrhythmusstörungen.1 Risiken können durch regelmäßige Belastungsuntersuchungen jedoch rechtzeitig identifiziert werden, und viele der genannten Komplikationen treten nur selten auf.1 Zudem gilt es, das Sportprogramm jeweils individuell auf die momentane Belastbarkeit abzustimmen. Ein Pulsmessgerät hilft, die Belastung im Blick zu behalten und gegebenenfalls zu verringern, wenn im Rahmen einer Belastungsuntersuchung dazu geraten wird.
Diabetiker sollten ihren Blutzuckerspiegel vor und nach dem Training messen, bei längerem Training auch währenddessen. Wichtig ist auch, dass sie stets schnellwirksame Kohlenhydrate wie etwa Fruchtsaft, Cola, zuckerhaltige Limonade oder Traubenzucker dabeihaben.6

Welche Sportart eignet sich für wen?

CF-Patient*innen, die sich gern sportlich betätigen möchten, sollten dies vorher mit ihrer/ihrem Ärztin/Arzt besprechen. Für die weniger Sportaffinen gilt es, herauszufinden, welche Hobbies sie haben oder was ihnen Spaß macht, um dadurch die richtige Motivation zu schaffen. Bevor es losgeht, sollten sich Patient*innen und Sporttherapeut*innen gemeinsam einige Gedanken zu folgenden Punkten machen:

Motorische und körperliche Eigenschaften

Belastung

Vorwiegende Beanspruchung von Extremitäten

Umgebungsfaktoren

Einzel- oder Mannschaftssport

Verletzungsgefahr

Psychologische Faktoren

Erfahrungen

Mukoviszidose, Diabetes und Sport1,2

Eine häufige Folgeerkrankung der Mukoviszidose ist der CF-assoziierte Diabetes mellitus, der die per se eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit zusätzlich zu reduzieren scheint. Dies hat ein Vergleich von CF-Patient*innen mit und ohne Diabetes mellitus ergeben. 

Beide Gruppen unterschieden sich nicht hinsichtlich des Body-Mass-Index, ihrer körperlichen Aktivität oder anderer Faktoren – trotzdem war die maximale körperliche Leistungsfähigkeit in der Diabetes-Gruppe niedriger.

Sie korrelierte mit der in dieser Gruppe ebenfalls tendenziell niedrigeren Lungenfunktion. Forscher*innen schließen daraus, dass die geringere körperliche Leistungsfähigkeit in direktem Zusammenhang zum Diabetes steht und folgern, dass diese Patient*innen von mehr körperlicher Aktivität und Sport profitieren könnten. Sie vermuten, dass sich dadurch auch diabetesbedingte Folgeerkrankungen verhindern oder zumindest verzögern lassen.

Von anderen Diabetesformen ist bereits bekannt, dass Sport einen positiven Einfluss auf den Blutzuckerspiegel haben kann. Grundsätzlich kann also auch von einem positiven Effekt von Sport auf die Gesundheit von CF-Patient*innen mit Diabetes ausgegangen werden. Allerdings sollte bei länger andauernden Belastungen besonders auf eine Diabetes-bedingte Unterzuckerung (Hyperglykämie) geachtet werden.

Sport bei Kindern mit Muko­viszidose3

„Mein Kind darf keinen Sport machen – es nimmt dadurch ab!“ Mit dieser elterlichen Sorge sind viele Ärzt*innen und Sporttherapeut*innen konfrontiert, die Kinder mit Mukoviszidose zu mehr Sport und Bewegung animieren wollen. 

Ganz unbegründet ist diese Befürchtung nicht. Denn immerhin ist der Energieverbrauch bei Mukoviszidose per se erhöht und es gelingt nicht allen Patient*innen, den Mehrbedarf an Kalorien durch die Ernährung zu decken.

Trotzdem ist die Schlussfolgerung, dass Sport für Kinder ein zusätzliches Risiko hinsichtlich ihrer Ernährungssituation darstellt, so nicht richtig. Betrachtet man nämlich den Anteil der fettfreien Körpermasse – sprich: der Muskeln – von CF-Patient*innen und setzt sie in Relation zum Body-Mass-Index (BMI), sieht man, dass sich die körperlich weniger Aktiven in einem schlechteren Ernährungszustand befinden, während Patient*innen mit höherem BMI über mehr Muskelmasse verfügen.

Allgemein sollte die Mahlzeitenfrequenz an das körperliche Training angepasst und Nahrungsmittel mit möglichst hohem glykämischem Index bevorzugt werden.

Sport und Ernährung

Bei der Pflege von Mukoviszidose-Patient*innen hat Sport einen großen Einfluss auf das allgemeine Wohlbefinden, denn er stärkt die Ausdauer und die körperliche Belastbarkeit. Gleichzeitig werden dem Körper jedoch Energie, Salz und Flüssigkeit entzogen, die entsprechend wieder aufgefüllt werden müssen.

Vor allem Ausdauersportarten zählen zu den sogenannten Energiefressern, denn dabei werden weitaus mehr Kalorien verbrannt als beim Schnelligkeits- oder Krafttraining. Damit der Verlust an Energie, Elektrolyten und Flüssigkeit die Leistungsfähigkeit nicht einschränkt, ist „Vorratsplanung“ angesagt: Das heißt, schon vor dem Sport ausreichend zu essen, vor und während des Trainings viel zu trinken und anschließend die leeren Energiespeicher durch ausgewogene Ernährung wieder aufzufüllen. Vor dem Sport sind kohlenhydrathaltige Lebensmittel wie Obst zu empfehlen, aber auch fettarme Milchprodukte. Da sie wenig schwere Ballaststoffe enthalten, verzögern sie die Magenentleerung nicht – mit vollem Magen trainiert es sich schließlich nicht gut.

Trinken und Sport

Bei kurzen sportlichen Aktivitäten, die weniger als eine halbe Stunde andauern, kann es genügen, vor- und hinterher etwas zu trinken. Dauert die Sporteinheit länger als 30 Minuten, sollte auch währenddessen getrunken werden. Der Flüssigkeitsbedarf hängt dabei sowohl von der Art der Belastung als auch von der Außentemperatur und anderen Umgebungsfaktoren ab.

Während des Sports sind Saftschorlen ideal, denn sie gleichen Flüssigkeitsverluste aus und versorgen den Körper mit schnell verfügbaren Kohlenhydraten. Besonders günstig haben sich Getränke mit einem Kohlenhydratanteil von ca. 10 – 12 % erwiesen.

Bei leichtem Freizeitsport sollte 1 Gramm Salz pro Liter zugesetzt werden, bei intensivem Ausdauertraining, beispielsweise für einen Marathonlauf, sogar deutlich mehr.4 Daher lohnt es sich, das Getränk vor dem Sport zu Hause selbst herzustellen oder auf Salztabletten zurückzugreifen, die auch während des Trainings eingenommen werden können.4

Von den im Handel erhältlichen Sportgetränken ist abzuraten: Wie eine Untersuchung der Verbraucherzentrale Sachsen ergeben hat, entspricht deren Fruchtanteil nur selten den Empfehlungen des Deutschen Sportbundes, ihr Energiegehalt ist sehr unterschiedlich und häufig enthalten sie Vitamine und andere Zusätze, deren Nutzen im besten Fall als zweifelhaft zu bewerten ist.4 Darüber hinaus entspricht ihr Natriumgehalt in aller Regel nicht den Bedürfnissen von CF-Patient*innen.4

REFERENZEN
  1. Mukoviszidose e. V.: Broschüre „Leitfaden Sport bei Mukoviszidose. Für Betroffene, Eltern, Ärzte, Sporttherapeuten und Physiotherapeuten.“ URL: https://www.muko.info/fileadmin/user_upload/aks/sport/leitfaden_sport.pdf (zuletzt aufgerufen am 05.03.2021).
  2. Lothar Stein: Körperliche Leistungsfähigkeit von Jugendlichen mit Typ 3 Diabetes mellitus bei CF. Postervortrag im Rahmen der 15. Deutschen Mukoviszidose-Tagung, Würzburg, 17.11.2012
  3. Dr. Wolfgang Gruber, Evita Ausner: Training und Ernährung: Chancen und Risiken. Vorträge bei der 15. Deutschen Mukoviszidose-Tagung, Würzburg, 16.11.2012
  4. Bärbel Palm: Bewegung und Sport bei CF – Alles Lunge oder was? Vortrag im Rahmen der 19. Deutschen Mukoviszidose-Tagung, Würzburg, 19.11.2016