Enzymeinnahme
Auf die richtige Menge kommt es an
Bei 85 bis 90 Prozent aller Mukoviszidose-Patienten ist die Bauch­speichel­drüsen­funktion beeinträchtigt. Infolge dessen können vor allem Speise­fette nicht verdaut werden. Betroffene müssen deshalb zusammen mit jeder Mahlzeit Enzyme einnehmen. Doch hier stoßen sie immer wieder auf Herausforderungen.
Wie hoch der Enzymbedarf bei jedem einzelnen Mukoviszidose-Patienten ist, richtet sich nach dem Fettgehalt der Mahlzeit. Die in der Literatur angegebene Spannbreite ist groß. Zwischen 500 und 4.000 IE* Lipase (fettspaltendes Enzym) pro 1 Gramm Nahrungsfett werden empfohlen. Spezielle Schulungen von geschulten Diätassistenten und Oecotrophologen helfen dabei, den richtigen Enzymbedarf einzuschätzen.
Betroffene sollten daher am besten mit einem Mittelwert starten. 2.500 IE pro 1 Gramm Nahrungsfett können gut als Ausgangsbasis genutzt werden, um zu schauen, ob dieser Wert bereits ausreichend ist oder ob die Dosis gegebenenfalls angepasst werden muss. Um dies zu beurteilen, sollten Patienten in Zusammenarbeit mit dem behandelnden CF-Arzt, dem Diätassistenten oder Oecotrophologen auf ihre Stuhlhäufigkeit sowie auf die Konsistenz und den Geruch des Stuhls achten. Werden zu wenig Enzyme eingenommen, wird die Nahrung weiterhin teilweise oder vollständig unverdaut ausgeschieden. Typisch sind dann sehr voluminöse, weiche und intensiv riechende Stuhlgänge. Auch Bauchschmerzen, Blähungen und Gewichtsentwicklung können Aufschluss geben.

Wie viel Fett ist drin?

Nicht immer ist für Patienten sofort ersichtlich, wie viel Fett in ihren Mahlzeiten enthalten ist.
Während auf abgepackter Ware immer eine Nährwertanalyse abgebildet ist, welche u.a. den Fettgehalt in Gramm angibt, ist die Schätzung für Fertiggerichte und Suppen oder bei Speisen, die nicht in abgewogenen Portionen zu haben sind, schwieriger. Bei Fertiggerichten und Suppen sollten Patienten daher schauen, ob z.B. ein Fettfilm zu sehen oder auf den Lippen deutlich zu spüren ist. Ist dies der Fall, sollten sie mehr Enzyme zu sich nehmen. Bei Mahlzeiten wie Aufläufen ist es hilfreich, die einzelnen Zutaten zu betrachten, um so den ungefähren Fettgehalt bestimmen zu können. Bei selbst zubereiteten Speisen können fetthaltige Zutaten berücksichtigt und der Gesamtgehalt an Fett geschätzt werden. Dafür bedarf es etwas Übung, bei der ein Diätassistent oder ein Oecotrophologe den Patienten unterstützen kann.
Um den Fettgehalt einer Mahlzeit einzuschätzen, können Patienten auf diverse Apps (z. B. Lipase-App oder Aid) zurückgreifen. Darüber hinaus kann im Ernährungsberatungsgespräch auch eine Fotodokumentation vom Essen dabei helfen, die Fettmenge einzuschätzen.
* IE = Internationale Einheit; Maßeinheit für viele in der Medizin verwendete Präparate
Katrin Schlüter: Enzymeinnahme praktisch – wie fühlt sich der Patient. Vortrag im Rahmen der 20. Deutschen Mukoviszidose-Tagung, Würzburg, 18.11.2017

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